Klinikum

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Klinikum Chemnitz – Sanierung und
Erweiterung um ein Eltern-Kind-Zentrum

Die Ausgangslage
Mit 1.740 Betten an vier Standorten ist das Klinikum Chemnitz das größte kommunale Krankenhaus in den neuen Bundesländern. Die Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie die Kinder- und Jugendmedizin, die am Standort Flemmingstraße 4 angesiedelt sind, stellen wichtige Fachbereiche des Klinikums dar. Das Klinikum besteht aus mehreren Bestandsgebäuden, die zum Teil schon mehr als 100 Jahre alt sind und unter Denkmalschutz stehen, so dass ihre Grundstruktur und Fassaden daher nicht verändert werden durften. Kernstück des Projekts war die Erweiterung des Klinikkomplexes um ein Eltern-Kind-Zentrum. Zudem standen verschiedene Baumaßnahmen an den Bestandsbauten an, zum Beispiel in den Bereichen Brandschutz und Barrierefreiheit. Die Umsetzung der komplexen Baumaßnahmen für das Klinikum Chemnitz, die sich in mehrere Einzelprojekte aufgliederten, erstreckte sich über einen Zeitraum von mehr als zwei Jahren und fand 2019 ihren Abschluss.

Die Herausforderung
Ein Teil der bestehenden Gebäude des Klinikums Chemnitz ist – grob gesagt – in einer W-Form angeordnet. Dies bedeutete, dass Personal, Patient*innen und Gäste oft lange Laufwege zurücklegen mussten, vor allem wenn sie zwischen den weniger zentralen Gebäudeteilen wechseln wollten, die weiter vom Haupteingang entfernt – also an den Enden des „W“s – liegen. Somit galt es, die Laufwege zwischen den einzelnen Häusern zu verkürzen.

Das Klinikum erfüllte bereits die Voraussetzungen für die Einstufung als Perinatalzentrum Level 1, da unter anderem die räumliche Nähe von Entbindungsstation zum OP-Bereich und der Neugeborenen-Intensivstation gegeben war. Mit dem Neubau des Eltern-Kind-Zentrums sollte jedoch eine neue Stufe in der Versorgung der kleinsten Patient*innen und ihrer Mütter erreicht werden, indem Entbindungsbereich, OP und Neonatologie räumlich noch näher zusammenrücken.

Das Spektrum der Planungsmöglichkeiten wurde dadurch eingeschränkt, dass die Fassaden und die Grundstruktur der denkmalgeschützten Gebäude nicht verändert werden durften. Nicht zuletzt stellte es eine besondere Herausforderung dar, dass der normale Krankenhausbetrieb nicht gestört werden durfte und auch die komplexe Technik jederzeit uneingeschränkt laufen musste.

Zeichnungen und Konstruktionen

Unsere Lösung
Um die Laufwege zu verkürzen, wurde ein rund 100 Meter langer Gang in Form eines Riegels vorgeschoben, der die Gebäude an den Enden des „W“s miteinander verbindet. Der Neubau schließt sich an drei bestehende Häuser des Klinikums mit unterschiedlichen Höhenniveaus an. Ungefähr in der Mitte des Gebäuderiegels befindet sich das neue Eltern-Kind-Zentrum in Form eines Carrés, wobei der Verbindungsgang eine der vier Seiten des Gebäudequadrats darstellt. Hier stehen nicht nur 250 Betten zur Verfügung, sondern durch den Neubau liegen Entbindungsbereich, OP und Neonatologie – obwohl in unterschiedlichen Gebäudeteilen – jetzt quasi „Wand-an-Wand“. Dadurch ist eine noch bessere und schnellere Versorgung der Neugeborenen und ihrer Mütter möglich.

Da zudem vom neu errichteten Carré des Eltern-Kind-Zentrums kleinere Verbindungsgänge zu den verschiedenen Bestandsbauten errichtet wurden, sind die einzelnen Häuser des Klinikums nun deutlich besser miteinander verbunden, so dass in vielen Bereichen die Laufwege verkürzt werden konnten. Ein Flur ermöglicht beispielsweise den direkten Übergang für die Wöchnerinnen zu den neonatologischen Bereichen. Über eine neue Verbindungsbrücke wird auch die Gynäkologie im Nachbargebäude direkt angebunden. Die Nachsorgepflege und der Elternbereich im neuen Gebäude Tür an Tür angeordnet. Dank der Neu- und Umbaumaßnahmen konnten auch die klinikinternen Abläufe optimiert und effizienter gestaltet werden. Dies steigert die Qualität der medizinischen Versorgung noch weiter.

Damit die denkmalgeschützten Bestandsgebäude visuell weiterhin im Vordergrund stehen, haben wir den Neubau optisch bewusst zurückgenommen. So ist das Bauvolumen deutlich kleiner als das der Bestandbauten und auch die Etagenzahl ist geringer, wohingegen die Gesamtfläche des Neubaus relativ groß ist. Der untere Teil des Verbindungsgangs ist aufgeständert, was luftig und leicht wirkt, und auch die Klinikfarbe Orange wurde bei der modernen Gestaltung der Außenwände aufgegriffen.

Die Planung sah auch eine Umverlegung der umfangreichen Haustechnik mit Strom, Wärme und Routerstation vor. Im ersten Schritt entstand dabei eine neue Umformer-Station, in welcher die hohen Temperaturen der externen Fernwärme in die intern benötigten, niedrigeren Temperaturen umgewandelt wird. Die Verlegung und Inbetriebnahme der neuen Technikzentrale gestaltete sich als besonders kompliziert, da gewährleistet werden musste, dass die Klinik auch während der Umbaumaßnahmen jederzeit mit allen Ressourcen versorgt wird. Auch durfte der laufende Betrieb nicht beeinträchtigt werden. Nachdem die neue Technikzentrale für alle Klinikbereiche in Betrieb genommen worden war, erfolgte der Abbruch der alten Technikzentrale.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Klinikum Chemnitz mit der Errichtung des Eltern-Kind-Zentrums einen weiteren wichtigen Schritt gegangen ist, die medizinische Versorgung der Region über viele Jahre auf hohem Niveau zu sichern.